

ChatGPT-5 gibt einen (kleinen) Vorgeschmack auf AGI
Die Zeit der KI-Schmeicheleien ist vorbei
Vor wenigen Tagen, am 7. August 2025 hat das US-Unternehmen OpenAI sein neues Sprachmodell GPT-5 vorgestellt und es war schnell klar: Das ist kein gewöhnliches Update. Erwartet wurde von Marktbeobachtern der bislang ambitionierteste Schritt des Unternehmens in Richtung einer universell einsetzbaren KI. ChatGPT-5 soll schneller, intelligenter, sicherer und flexibler sein – und es soll zeigen, wohin die Reise in der Welt der künstlichen Intelligenz geht. Die begleitende Kommunikation von CEO Sam Altman und euphorische Vorschußlorbeeren von Beta-Testern und KI-Experten konnten in der Tat den Eindruck erwecken, daß AGI, die Allgemeine Künstliche Intelligenz, an die Tür klopft. Artificial General Intelligence ist das große Ziel vieler KI-Forscher: eine Maschine, die alle geistigen Aufgaben eines Menschen gleich gut oder besser erledigen kann. Und sie ist zugleich die Sorge, nicht nur von Ethikern und Juristen. Spoiler: GPT-5 gibt einen Vorgeschmack auf AGI – ist davon aber noch weit entfernt.
Der Launch kam mit einer Überraschung: Statt eines einzelnen Modells präsentierte OpenAI ein „unifiziertes System“. Dahinter verbirgt sich eine Architektur, die drei Bausteine vereint - ein schnelles Basismodell für Alltagsanfragen, ein „Thinking“-Modul für tiefe Analyse- und Denkprozesse – und ein intelligenter Router, der in Echtzeit entscheidet, welcher Baustein für eine konkrete Aufgabe am besten geeignet ist. Diese Struktur ist durchaus neu in der KI-Welt. Bisher mußten Nutzer selbst festlegen, ob sie ein schnelles oder ein besonders präzises Modell nutzen wollten. ChatGPT-5 nimmt ihnen diese Entscheidung ab – der Router analysiert die Anfrage und leitet sie automatisch an das passende Modul weiter.
Die offizielle Produktlinie umfaßt GPT-5-Mini, GPT-5-Nano und GPT-5-Pro. Jede Variante hat dabei ihre eigenen Stärken: „Mini“ steht für hohe Geschwindigkeit und niedrige Kosten und ist damit ideal für einfache Dialoge. „Nano“ ist optimiert für energieeffiziente Anwendungen auf mobilen Geräten. Und „Pro“ ist das Flaggschiff mit maximalem Reasoning-Vermögen – also der Fähigkeit, in mehreren logisch verknüpften Schritten zu einer Antwort zu gelangen.
Reasoning, im Deutschen meist als „Schlussfolgerungsfähigkeit“ oder „logisches Denken“ übersetzt, ist einer der Schlüsselbegriffe in der aktuellen KI-Debatte. Bisherige Modelle waren vor allem darauf trainiert, das wahrscheinlichste nächste Wort vorherzusagen. GPT-5 hingegen kann komplexe Probleme zerlegen, Zwischenergebnisse prüfen und daraus eine fundierte Gesamtlösung entwickeln. OpenAI verspricht außerdem eine deutliche Verbesserung bei multimodalen Aufgaben. Das Modell kann Texte, Bilder, Audio und sogar Videoinformationen kombinieren – und das nicht nur einzeln, sondern simultan. Ein Szenario: Eine Ärztin lädt ein Foto einer Hautveränderung hoch, diktiert ihre Beobachtungen und bittet gleichzeitig um eine schriftliche Zusammenfassung möglicher Diagnosen. GPT-5 verarbeitet alles in einem Durchgang.
Meßbare Überlegenheit und Dialog ohne Schmeicheleien?
Die Überlegenheit von ChatGPT-5 läßt sich an Benchmarks ablesen – standardisierten Testreihen, in denen KI-Modelle unter denselben Bedingungen antreten. In SWE-bench Verified, einem Test für komplexe Programmieraufgaben, erreicht GPT-5 74,9 %. In AIME, einem hochrangigen Mathematik-Wettbewerb, erzielt es 94,6 %. Auch im Bereich Gesundheit, gemessen an HealthBench Hard, verbessert sich die Trefferquote auf 46,2 % – eine deutliche Steigerung gegenüber allen Vorgänger-Modellen von OpenAI. Benchmarks sind für normale Anwender nicht das Maß der Dinge, aber diese ersten Werte sind nicht nur Zahlenkosmetik. Sie zeigen, daß GPT-5 weniger „halluziniert“ – also seltener frei erfundene Fakten liefert – und präzisere, nachvollziehbare Antworten gibt. Gerade in sensiblen Bereichen wie Medizin, Recht oder Finanzen ist das entscheidend. Frühe Tester beschreiben vor allem das Thinking-Modul als „PhD-Expert on demand“ – also auf hohem akademischem Niveau. Es erklärt nicht nur was es empfiehlt, sondern auch warum – und weist auf Risiken und Alternativen hin. Das ist ein Schritt weg von der reinen Antwortmaschine hin zu einem echten Analysepartner. Natürlich besteht weiterhin das Risiko von Halluzinationen, das liegt in der Arbeitsweise der Generativen KI begründet, aber mit ChatGPT-5 wird aus der vorschnellen, fantasiereichen Plaudertasche ein Sparringspartner, der auch mal länger nachdenkt und dem Nutzer nicht nach dem Mund redet.
Eine der auffälligsten Neuerung ist nämlich, daß GPT-5 weniger „sycophantisch“ agiert. Das englische Wort bedeutet „unterwürfig schmeichelnd“ – eine Eigenart, die frühere Modelle oft zeigten. Sie stimmten dem Nutzer zu, selbst wenn dieser im Unrecht war, um möglichst „freundlich“ zu wirken. ChatGPT-5 geht einen anderen Weg. Es widerspricht höflich, liefert Gegenargumente oder gibt offen zu, wenn eine Frage nicht eindeutig beantwortbar ist. Das wirkt auf manche Nutzer zunächst ungewohnt, ist aber ein entscheidender Fortschritt in Richtung Vertrauenswürdigkeit. Auch das Prompting – also die Art, wie man Anweisungen formuliert – ist flexibler geworden. Wer tiefere Analysen möchte, kann dies explizit im Prompt angeben („think hard about this“). Der Router schaltet dann automatisch auf das Thinking-Modul um. Für den Durchschnittsnutzer bleibt der Prozeß unsichtbar – er erhält einfach die bestmögliche Antwort, ohne über Modellvarianten nachdenken zu müssen. Aber auch er oder sie kann festlegen, wie kritisch oder höflich der Chatbot agiert.
AGI und die Vision von CEO Sam Altman
Sam Altman, CEO von OpenAI, nennt GPT-5 „a significant step along the path to AGI“ – einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zur Allgemeinen Künstlichen Intelligenz. Altman beschreibt die Vision eines universellen digitalen Assistenten, der nahtlos zwischen Alltags- und Hochspezialaufgaben wechselt. Er soll Termine planen, Verträge prüfen, Forschungsdaten analysieren und kreative Projekte entwickeln können – alles in einem System. Zwei Grundprinzipien betont Altman dabei besonders: Sicherheit und Anpassungsfähigkeit. Fortschritt dürfe nicht auf Kosten der Kontrolle gehen. GPT-5 sei deshalb so konstruiert, daß es sich an den Stil und die Anforderungen des Nutzers anpaßt, ohne dabei die eingebauten Sicherheitsgrenzen zu überschreiten.
So beeindruckend ChatGPT-5 für Nutzer ist – von echter AGI ist es noch weit entfernt. Eine AGI müsste selbstständig lernen, sich dauerhaft an neue Kontexte anpassen und eigene Ziele definieren können. GPT-5 hingegen bleibt reaktiv: Es beantwortet Fragen, gibt Empfehlungen, löst Aufgaben – aber nur, wenn es dazu aufgefordert wird. Es fehlt zudem die Fähigkeit zum kontinuierlichen Lernen. Alles, was GPT-5 „weiß“, stammt aus einem abgeschlossenen Trainingsprozess. Neue Entwicklungen muss OpenAI in Form von Updates einspielen. Der KI-Forscher Gary Marcus bringt es so auf den Punkt: „GPT-5 kann brillant wirken, aber es hat kein echtes Weltverständnis. Es kombiniert trainierte Muster – sehr, sehr gut –, aber es versteht die Welt nicht so, wie wir Menschen es tun.“
Modularer Trainingsansatz
GPT-5 ist das Ergebnis von fast zwei Jahren Arbeit. Es wurde aber nicht komplett neu entwickelt, sondern baut auf GPT-4.5 auf, erweitert durch neue Trainingsdaten, Architektur-Anpassungen und Sicherheitsmechanismen. Neu ist der modulare Trainingsansatz: Einzelne Fähigkeiten wie mathematisches Denken oder visuelle Analyse werden dabei separat trainiert und später kombiniert. Das macht Updates effizienter und gezielter.
GPT-5 beherrscht über 50 Sprachen – und hat besonders in weniger verbreiteten Sprachen wie Tamil oder Marathi große Fortschritte gemacht. Dennoch gibt es Qualitätsunterschiede: In Englisch, Deutsch oder Französisch sind die Ergebnisse oft flüssiger und präziser, weil hier mehr Trainingsmaterial vorlag. OpenAI gleicht dies mit Übersetzungsmodellen und Transferlernen teilweise aus. Für kritische Anwendungen empfiehlt sich jedoch weiterhin ein Prompt auf Englisch, gerade für Anwender exotischerer Sprachen. Auch deutsche Nutzer sollten dies weiterhin im Auge behalten, denn Qualität und Umfang der Trainingsdaten sind weiterhin heterogen.
Die größten Wettbewerber von ChatGPT-5 heißen Google DeepMind mit Gemini und Anthropic mit Claude. Alle drei bieten Spitzenleistung, doch GPT-5 unterscheidet sich vor allem durch seinen Router, der automatisch das passende Modul auswählt, und durch seine tiefe multimodale Integration. Google punktet dagegen mit der engen Verzahnung seiner KI in eigene Dienste wie Gmail, YouTube oder Google Docs. Anthropic verfolgt mit Constitutional AI einen Ansatz, bei dem ethische Leitprinzipien fest ins Modell einprogrammiert sind. In reinen Reasoning-Tests liegt GPT-5 derzeit laut aktuellen Benchmarks leicht vorn.
Trotz aller Fortschritte gibt es Szenarien, in denen ältere Modelle wie GPT-4o sinnvoll bleiben: Für kreatives Schreiben schätzen manche Autoren den freieren Stil älterer Versionen. Und in Echtzeitanwendungen zählt jede Millisekunde – hier sind leichtere Modelle im Vorteil. Außerdem gibt es für API-Nutzer deutliche Kostenunterschiede. OpenAI plant daher, einige Vorgängermodelle weiter anzubieten.
GPT-5 Launch with Sam Altman
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Glossar
Macht und Risiken – ein Fazit
Mit wachsender Leistungsfähigkeit von KI steigen auch die Risiken und deswegen stellt sich immer auch die Frage der Überwachung und der Regulierung. GPT-5 kann präzise technische Anweisungen geben, komplexe biochemische Prozesse erklären oder hochentwickelte Software entwerfen. All das ist für Forschung und Wirtschaft wertvoll – kann aber bei Mißbrauch auch erhebliche Schäden anrichten. OpenAI hat daher ein mehrschichtiges Sicherheitssystem integriert: Safe Completions blockiert problematische Ausgaben, bei Red-Teaming versuchen Sicherheitsteams gezielt, Schwachstellen zu finden. Und zum Beispiel Biology-Guardrails filtert sensible biologische Inhalte. Trotzdem gab es bereits kurz nach dem Start letzte Wochen kleinere Pannen. In einem vieldiskutierten Moment zeigte GPT-5 in einer Live-Demo ein falsch beschriftetes Diagramm – Sam Altman kommentierte dies augenzwinkernd als „Chart Crime Moment“. Für einige Nutzer war das Anlaß genug, vorübergehend wieder auf GPT-4o umzusteigen.
Mit GPT-5 flammt die Debatte um KI-Regulierung neu auf. Befürworter strenger Regeln warnen vor den Folgen, wenn solch mächtige Systeme unkontrolliert genutzt werden. Kritiker dagegen sehen die Gefahr, daß übermäßige Regulierung Innovation ausbremst und westliche Unternehmen im globalen Wettbewerb zurückwirft. OpenAI selbst zeigt sich offen für internationale Standards. Man arbeite bereits mit Behörden in den USA, Europa und Asien zusammen, um gemeinsame Sicherheitsrichtlinien zu entwickeln. Doch wie streng diese am Ende ausfallen, wird eine politische und gesellschaftliche Entscheidung sein – nicht nur eine technische. GPT-5 markiert zweifelsfrei einen neuen Standard für KI-Dialogsysteme. Es ist leistungsfähiger, ehrlicher und flexibler als seine Vorgänger – und es wirft drängendere Fragen auf denn je: Wie gehen wir mit einer Technologie um, die in immer mehr Bereichen nicht nur mithalten, sondern uns übertreffen kann? Die Antwort darauf wird die nächsten Jahre der KI-Debatte prägen. AGI nähert sich mit großen Schritten, wenngleich noch die Handbremse angezogen ist. ChatGPT ist noch weit davon entfernt aus eigener Haltung heraus eine Bedrohung für Menschen darzustellen. Seine Fähigkeiten unterstreichen aber nochmals kräftig des disruptive Potential der Künstlichen Intelligenz für viele Berufsfelder.
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Der Prompt zum Bild
Generiert mit ChatGPT-5
High-resolution, ultra-realistic horizontal image, 16:9, of a futuristic glass elevator with transparent walls, revealing a breathtaking skyline of a modern megacity at sunset. Inside the elevator are two young European businesswomen with long hair or ponytails, wearing elegant business outfits. In the foreground, one particularly beautiful young woman holds a notebook under her arm and a stylish handbag, pressing the top elevator button with manicured, polished fingernails. The top button is labeled "CHATGPT-5", the two buttons below are labeled "GEMINI" and "CLAUDE". On the digital floor display, the OpenAI logo glows next to a large "5" and an upward arrow. Atmospheric lighting, subtle reflections in the glass, ultra-realistic textures, cinematic composition, perfect sharpness. Uplight.
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