

Papst Leo XIV. und die Künstliche Intelligenz
Mahnung zu Wahrheit und Ethik
Vor wenigen Tagen signalisierte weißer Rauch, dass im Konklave ein neuer Papst gewählt worden ist. Robert Francis Prevost hat sich für den Namen Leo XIV. entschieden und dies auch jüngst vor den Kardinälen begründet. Dabei spielt auch die Künstliche Intelligenz eine Rolle. Auch sein Vorgänger Franziskus war bereits Gegenstand von ki-generierten Bildern, die um die Welt gingen. Doch diese Papstwahl wurde begleitet von endlosen lustigen oder weniger lustigen Fake-Bildern und Videos. Sogar der amerikanische Präsident Donald Trump illustrierte seine Koketterie mit dem Papstamt mit Hilfe von KI-Motiven. Verbreitet vom offiziellen Account des Weißen Hauses. Da wundert es nicht, dass im Netz schnell humorvolle Fake-Motive die Runde machten, die den neuen Papst als Präsident im Oval Office zeigen.
Der Hype um verblüffend realistisch anmutende KI-Bilder prominenter Personen der Zeitgeschichte macht auch vor dem heiligen Vater keinen Halt. Im satirischen Rahmen ist es die moderne Form der Karikatur. Und dennoch mahnt Leo XIV. bereits in seiner ersten Predigt zu Wahrheit und Ethik bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Und er erklärt seinen Papst-Namen mit den Herausforderungen für den Schutz der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Arbeit – in Folge der rasanten Entwicklungen bei der KI. Er bezieht sich dabei auf die historische Enzyklika von Papst Leo XIII. der sich während der industriellen Revolution mit sozialen Fragen beschäftige. Das war in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Und wer will bestreiten, dass die Künstliche Intelligenz eine erneute Revolution darstellt, für Gesellschaft, Wirtschaft und unsere Arbeitswelten.
Die Generative KI ist zwar nur die Spitze des Eisbergs, bringt aber schon genug ethische Streßtests mit sich – die sich erstaunlicherweise kaum in der politischen Debatte wiederfinden. In dieses Vakuum hinein überrascht der neue Papst nun mit der Ankündigung, dass die katholische Kirche sich während seines Pontifikats stärker auf KI fokussieren wird. Und er verweist auf jüngere Veröffentlichungen des Vatikans zur Nutzung der Technologie – insbesondere im Kontext der Wahrheit. Papst Franziskus hatte gewarnt, KI könne „teilweise oder vollständig falsche Narrative schaffen, die als wahr geglaubt und verbreitet werden“. Diese Feststellung ist wenig überraschend und auch unabhängig von religiösen Überzeugungen unbestritten – interessant ist das Engagement der Kirche in der wichtigen ethischen Debatte dennoch. Denn zweifelslos erreicht der Papst weltweit immer noch eine große Menge an Menschen, die eher weniger KI-Fachpublikationen lesen und gleichzeitig besonders vulnerabel für die kritischen Technologiefolgen sind.
Stets die Menschenwürde respektieren
Papst Leo XIII. verfasste während seiner Amtszeit 86 Enzyklien, ganz ohne ChatGPT. Seine Warnungen und Forderungen in den Sozialenzyklien kann man weder dem Liberalismus noch dem Sozialismus zuordnen. Er versuchte einen dritten Weg zu beschreiben. Und er nahm den Staat in die Pflicht, zur Lösung der sozialen Probleme durch das „freie Spiel der Kräfte“ beizutragen. Übertragen in die heutige Zeit stehen wir zweifellos wieder vor einem solchen Spiel der Kräfte. Mit vielen Chancen und vielen Herausforderungen und Risiken. Mit einer sich rasant entwickelnden Technologie die auf wenige zeitgemäße Leitplanken trifft und einem Staat mit wenig Antworten. Der jüngste Bundestagswahlkampf war -über alle Parteien hinweg- von einem geradezu dröhnenden Schweigen zur gesellschaftlichen Vision für unser Leben mit KI geprägt.
Der neue Papst Leo XIV. und seine katholische Kirche können das Vakuum einer, politisch moderierten, gesellschaftlichen Debatte rund um den Umgang mit Künstlicher Intelligenz nicht auflösen. Und die KI verdient auch nicht, per se als Gefahr oder gar „Sünde“ verordnet zu werden – was hoffentlich auch keiner vorhat. Aber es wäre auch aus säkulärer Sicht durchaus zu begrüßen, wenn regelmäßige Gedanken aus Rom zur Künstlichen Intelligenz, mehr Menschen motivieren, sich mit der neuen Technologie intensiver auseinanderzusetzen. Das sollte nicht beim Herumspielen mit Bild- und Videotools oder neuen smarten Haushaltsgeräten, powered by AI, enden. Und nicht selten reagiert die Politik auf Agenda-Themen der Kirchen. Es mag zwar skurril wirken, wenn der neue Papst und sein Vorgänger beinahe schon mehr belastbare Gedanken zur KI verschriftlicht haben als die Parteien der neuen schwarz-roten GroKo, aber konstruktiv-kritische Stimmen zu Technologiefolgen und Herausforderungen können durchaus wertvolle Impulse liefern.
Sowohl Papst Leo XIV. als auch der verstorbene Papst Franziskus teilen die Auffassung, dass technologische Fortschritte wie die Künstliche Intelligenz dem Menschen dienen und nicht über ihn herrschen sollten. Sie betonen die Notwendigkeit, dass die Entwicklung von KI stets die Menschenwürde respektiert und soziale Gerechtigkeit fördert. Die Kirche sieht sich in der Verantwortung, diese Entwicklungen kritisch zu begleiten und ethische Leitlinien bereitzustellen. Bei Franziskus ging es dabei auch konkret um die militärische Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Zuletzt anläßlich des G7-Gipfels in Italien im vergangenen Jahr hatte er betont, dass Entscheidungen über Leben und Tod niemals Maschinen überlassen werden dürften und dass die menschliche Kontrolle über KI-Systeme gewährleistet sein müsse. Gerade in diesem Punkt kann die Kirche zum wertvollen Mahner werden. Denn sowohl in den aktuellen Krisenherden und Kriegen dieser Welt, als auch bei den stark nachgefragten Innovationen der Rüstungsindustrie sind viele ethische Grenzen längst überschritten.
Header-Illustration: Generiert durch ChatGPT
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